Vitamin D Anfangstherapie
Mein Neustart ohne Vitamin-D-Mangel
Absoluter Tiefpunkt! Seit Wochen, wenn nicht gar Monate, fühle ich mich ausgelaugt und fertig. War alles ein bisschen viel in der letzten Zeit, denke ich mir. Und ziehe mich wieder in mein Schneckenhaus zurück. Tagsüber funktioniere ich und nach Feierabend will ich vor allem eins: meine Ruhe. Ich schlafe schlecht und wenig. Manchmal nur zwei, drei Stunden in der Nacht. Am nächsten Morgen fühle ich mich wie gerädert. Zeitgleich bin ich ruhelos. Obwohl mein Körper nach Ruhe schreit, um seine Energiespeicher wieder aufzuladen, gelingt es mir nicht, auch nur fünf Minuten mal entspannt auf der Couch zu sitzen und nichts zu tun. Ständig in Bewegung, ständig in Gedanken. Körper und Geist gefangen im Hamsterrad. "Quirli" nennt mich mein Freund liebevoll, weil ich permanent aufgedreht, wenn auch todmüde bin. Ich habe Kopfschmerzen und bin gereizt. Ja, meine körperliche Verfassung macht auch meinem Geist zu schaffen: Ich leide unter extremen Stimmungsschwankungen. Ein ständiges Auf und Ab, wobei ich merke, dass im Laufe der Zeit die Abs deutlich Überhand gewonnen haben. Im Rückblick betrachtet war meine Lebensqualität auf einem absoluten Tiefpunkt: Mir war alles zu viel, ich störte mich an Kleinigkeiten, ich lachte wenig bis gar nicht mehr und war meistens ganz froh, wenn ich abends von niemandem mehr was sah und hörte. Das war im April 2018.
Schon nach dem Aufstehen am Morgen fühlte ich mich müde, erschöpft und kraftlos. Doch obwohl ich todmüde und ausgelaugt war, war ich zugleich ruhelos und aufgedreht. Völlig bizzar und ziemlich anstrengend.
Ich funktionierte nur noch
Die Situation nahm ich als gegeben hin. Warum auch nicht? Ein Umzug lag hinter mir, ein anstrengendes privates Jahr mit einigen tiefen Einschnitten und urlaubsreif war ich noch dazu. Ist doch klar, dass da der Körper irgendwann nicht mehr mitspielt. Zumal ich ja funktionierte. Und das gar nicht mal so schlecht. Ich ging wie gewohnt meiner Arbeit nach, ich kümmerte mich um den Blog, ich zog mein Sportprogramm durch, ließ den Haushalt nicht schleifen, widmete mich meinen Katzen (und auch meinem Freund 😉 )… Vermutlich wäre das Ganze einfach so weitergegangen, wenn mein Körper nicht zwei Warnsignale ausgesendet hätte, die ich nicht habe übersehen können: Eines Morgens, als der Wecker klingelte, war mir so schwindelig, dass ich nicht in der Lage war, aufzustehen. Absolut untypisch für mich, weil ich mit Schwindel und Kreislaufbeschwerden noch nie zu kämpfen hatte. Ich musste mich krank melden, was mir ebenfalls nicht ähnlich sieht. Das zweite Warnsignal war für mich jedoch schlimmer. Seit einiger Zeit hatte ich regelmäßig ein Mittagstief. Rund eine Stunde nach der Mittagspause trat es ein. Obwohl ich literweise Schwarz- und Grüntee trank, konnte das Koffein meinen Körper nicht mehr aufputschen. Und an diesem Nachmittag im Büro war alles zu spät: Ich spürte, wie der heiße Schwarztee Hose, Shirt und Weste tränkte, meinen Oberschenkel verbrühte und merkte erst dann, dass ich weg gewesen war. Sekundenschlaf. Ultra kurz, aber verdammt gefährlich. In dem Moment traf ich die Entscheidung: Ich muss zum Arzt gehen.
Blutuntersuchung schafft Klarheit
Für mich war dieser Entschluss ein großer Schritt. Mein Vertrauen in Ärzte ist nicht besonders ausgeprägt. Das Gesundheitssystem, das darauf ausgelegt ist, Symptome anstatt Ursachen zu bekämpfen, widert mich an. Ebenso wie die Pharmaindustrie, die keinerlei Interesse daran hat, zur Gesundheit der Menschen beizutragen, weil sie an gesunden Menschen nichts verdienen würde. Ich machte mich deshalb vorher schlau und überlegte mir, welche Ursache meiner Symptome innewohnen könnte – vor allem in Hinblick auf meine vegane Ernährungsweise. Eisen und B12 waren die Dinge, bei denen ich mir einen Mangel vorstellen konnte. Weil mein Freund mir aufgrund meine Ruhelosigkeit eine Schilddrüsenüberfunktion diagnostizierte, wollte ich mein Blut auch darauf hin testen lassen. Und zu guter Letzt auf Vitamin D, weil hier der Mangel weit verbreitet ist – auch wenn ich den bei mir von allen vier Möglichkeiten für am unwahrscheinlichsten hielt: Schließlich bewege ich mich Sommer wie Winter viel draußen.
Die Hausärztin hörte sich meine Schilderungen geduldig an, ebenso wie meinen Wunsch, mein Blut entsprechend auf diese vier Dinge hin testen zu lassen. Sie stellte Fragen und mich auf die Waage, was mir sehr unangenehm war. Wenn man schlank ist, wirkt das auf Ärzte immer sehr verdächtig. Dass man sich gesund ernährt und ausreichend bewegt, auf diese Idee kommt keiner. Immerhin nahm sie mir Blut und ein paar Tage später lag das Ergebnis vor. Vitamin-B12-Spiegel top. Eisenwerte in Ordnung. Schilddrüse okay, wenn auch mit leichter Tendenz zur Unterfunktion. Aber Vitamin-D-Spiegel katastrophal. Bei 11 ng/ml lag mein Wert – ein akuter extremer Mangel. Denn Werte unter 7 ng/ml sind im Blut so gut wie nicht mehr nachweisbar. Mit einer Vitamin-Kur ließe sich der Mangel schnell beheben. Täglich zwei Dekristol-Tabletten zu je 1000 Einheiten empfahl sie mir als Anfangstherapie. Später sollte ich auf 1000 Einheiten am Tag reduzieren. Insgeheim war ich froh, nun eine Erkärung für mein Befinden gefunden zu haben und noch dazu eine, die nichts mit meiner Ernährung zu tun hatte.
Dann begann das Selbststudium…
Ich besorgte mir nicht nur die Tabletten, sondern begann, mich umfassend mit dem Thema Vitamin D zu beschäftigen. Mir schien es unbegreiflich, dass ein so kleines Vitamin eine solche Tragweite auf den Organismus haben könnte. Ich durchforstete das halbe Internet, lernte viel über mich und meinen Körper und stieß immer wieder auf einen Namen: Dr. med. Raimund von Helden, offenbar eine Koryphäe auf dem Gebiet der Vitamin-D-Therapie. Die Aussagen von Patienten, die binnen weniger Tage durch seinen Therapieplan wieder gesund und symptomlos wurden, machten mich neugierig. Deshalb bestellte ich mir sein Buch "Gesund in sieben Tagen – Erfolge mit der Vitamin-D-Therapie" (ISBN: 978-3-939865-12-4). Und durch dieses lernte ich noch mehr. Ich erfuhr, wann unser Körper durch Sonnenlicht Vitamin D bildet, und merkte schnell, wie gering die Möglichkeiten dieser Form der Vitamin-D-Bildung im Alltag waren. Ich lernte etwas vom natürlichen Abbau von Vitamin D im Körper (20% monatlich). Ich las, wie weitgreifend ein Mangel über längere Zeit sein kann. Von Kreislauf- und Durchblutungsstörungen über Skelettschäden etwa in Form von Osteoporose bis hin zu Muskelschwäche kann ein Mangel führen. Ich war dankbar, dass mein, wenn auch akuter Mangel in erster Linie "nur" mein Nervensystem beeinträchtigt hat.
Neben all den vielen spannenden Informationen – ja, das Buch fesselte mich tatsächlich – erfuhr ich auch, wie falsch der Ansatz der meisten Ärzte ist, die Anfangstherapie mit Zwergendosen von Dekristol zu starten und lediglich einen Endwert von 30 ng/ml anzustreben, der immer noch einem leichten Mangel gleichkommt. Zwischen 40 und 90 ng/ml sollte der Vitamin-D-Spiegel liegen, um eine optimale Versorgung zu gewährleisten. Die von Ärzten (inklusive meiner Ärztin) befürchtete toxische und leberschädigende Wirkung von Vitamin D im Blut tritt laut von Helden erst ab einem Wert von 300 ng/ml ein, ab 150 ng/ml besteht jedoch bereits ein Risiko für einen erhöhten Calciumspiegel. Angesichts meiner 11 ng/ml sehr utopisch, diesen Wert auch nur annähernd zu erreichen.
Bei Vitamin-D-Mangel: Hohe Dosis für die Anfangstherapie
Um den Mangel zu überwinden, muss mit einer hohen Dosis Vitamin D in der Anfangstherapie begonnen werden – vor allem im Hinblick auf den natürlichen Abbau von 20% im Monat. Mit 1000 Einheiten am Tag würde es mir gelingen, meinen Mangel nicht zu verschlimmern und dank der sonnigen Tage vielleicht sogar den Wert minimal anzuheben. In den unbedenklichen Bereich würde ich es damit jedoch nicht schaffen. Das leuchtete mir beim Lesen des Buches schnell ein. Von Helden hat sich intensiv mit dem Thema befasst. 20 Jahre war er bereits als Arzt aktiv, bevor er den Auswirkungen eines Vitamin-D-Mangels auf die Spur kam. Sensibilisiert durch den Mangel einer Patientin ließ er nun regelmäßig das Blut seiner Patienten auf diesen Wert testen. "Es verging danach kaum ein Tag, an dem ich nicht weitere Patienten mit einem starken Defizit entdeckte. Vitamin-D-Mangel erwies sich als Massenphänomen. Es ist der häufigste pathologische Laborwert in Deutschland, ebenso wie in anderen Industrieländern. Es ist erschütternd, dass diese Tatsache in der praktizierten Medizin bislang unberücksichtigt blieb, obwohl die wissenschaftlichen Erkenntnisse klar und eindeutig sind", schreibt er.
Kurzum: Diesem Arzt schenkte ich mein Vertrauen. Mithilfe seiner Berechnungsformeln für die Anfangs- und Dauertherapie erstellte ich mir einen individuellen Therapieplan. Aufgrund der bevorstehenden Sommerzeit und der Option, dann auch im Freien etwas Vitamin D zu tanken, erstellte ich den Plan mit dem vorsichtigen Zielwert von 40 ng/ml. Um den zu erreichen, benötigte ich jedoch Dekristol zu 20.000 Einheiten die Kapsel. In anderen Ländern frei verkäuflich ist das hochdosierte Vitamin-Präparat bei uns in Deutschland verschreibungspflichtig. Es stand also ein weiterer Gang zum Arzt bevor und ich wusste, dass mir meine Ärztin kein Rezept ausstellen würde, wenn ich ihr von meinem persönlichen Therapieplan erzählen würde. Auch wenn der Unterschied nur in der einwöchigen Anfangstherapie zum Tragen kommen würde. Deshalb bediente ich mich einer Notlüge und machte ihr glaubhaft bewusst, dass ich lieber einmal in 14 Tagen eine hochdosierte Tablette einnehmen würde als jeden Tag eine. Geschluckt.
Und dann startete ich mit meinem Weg raus aus dem Vitamin-D-Mangel. Nach zwei Tagen merkte ich die ersten Auswirkungen. Es war heftig. Anfangs fühlte es sich so an, als würde in mir ein kleiner Kampf ausgetragen werden. Wie das Engelchen und Teufelchen, das einem auf der Schulter sitzt. Einerseits schrie mein Körper: "Ich bin erschöpft." Andererseits rief er auch: "Nein, das bildest du dir nur ein. Du bist nicht müde." Innerlich war ich noch unruhiger als je zuvor. Das Vitamin D hatte den Effekt von Aufputschmittel. Es wirbelte mich richtig auf, nur dass anfangs die inzwischen zur Gewohnheit gewordene Lethargie sich noch dagegen sträubte. Doch das stellte sich kurze Zeit später ein. Und plötzlich war er wieder da: der Schlaf. Ich konnte eine Nacht am Stück durchschlafen, kam auf sechs Stunden und fühlte mich morgens fit wie ein Turnschuh. Meine Laune besserte sich schlagartig. Ich hatte wieder Appetit aufs Leben. Hatte wieder Kraft für Unternehmungen und soziale Kontakte. Ich las wieder sehr viel mehr als früher und fand unter anderem durch "Das Café am Rande der Welt" neue Inspirationen für meinen Lebensweg. Es war kurzum – auch wenn es übertrieben klingen mag – wie eine Wiedergeburt. Ein Neubeginn, den ich nutzen wollte und noch immer nutze.
Wie ein anderer Mensch
Aus dem Stadium der Anfangstherapie bin ich schon lange draußen. Die Dauertherapie werde ich aufrecht halten – Sommer wie Winter. Warum? Weil ich nie mehr an diesem Tiefpunkt ankommen will. Weil ich nie mehr so viel an Lebensqualität einbüßen will. Inzwischen zieht es mich in jeder Mittagspause, in der die Sonne scheint, nach draußen. Sonnige Wochenenden verbringe ich zum Großteil im Garten. "Quirli" kann inzwischen sogar einfach nur mal faul auf der Liege im Garten liegen und ein Buch lesen, ohne aktiv etwas zu tun 😉 Ich tanke Vitamin D, wann und wo es nur geht. Sonnenschutz trage ich kaum mehr auf. Ich meide nicht mehr die Mittagssonne. Stattdessen recke ich mein Gesicht den Strahlen entgegen. Mein Körper saugt das Sonnenlicht auf wie ein Schwamm und ich merke schon nach zehn Minuten Sonnenbad, wie es mir deutlich besser geht. Mein Gemüt hellt sich auf.
Ich laufe inzwischen durch die Stadt und trage ein Lächeln auf den Lippen. Und an den vielen griesgrämigen Gesichtern, die mir entgegenkommen, kann ich eines ablesen: Vitamin-D-Mangel ist tatsächlich ein Massenphänomen. Ich schätze 80 Prozent der Menschen in unseren Breitengraden sind davon betroffen, nur die wenigsten wissen davon. Mein Freund hat sich nach meinen Erfahrungen aufgrund seiner Müdigkeit übrigens auch testen lassen: Bei ihm liegt mit 15 ng/ml ein schwerer Mangel vor. Doch auch den werden wir gemeinsam in den Griff kriegen – und nicht nur Vitamin D substituieren, sondern viel Zeit in der Sonne verbringen, wenn diese gerade günstig steht.
Mein Tipp für dich, wenn du kleinste Anzeichen verspürst, dass mit deinem Körper etwas nicht stimmt: Lass dein Blut auf Vitamin D testen. Die Krankenkasse übernimmt zwar dafür nicht die Kosten. Aber die paar Euro sind jede Investition wert. Zumal die Therapie bei einem Vitamin-D-Mangel selbst sehr günstig ist – bei Weitem günstiger, als wenn du nachher mit dem Spätfolgen leben musst.
Wann du durch Sonnenlicht Vitamin D tanken kannst:
- ausschließlich in den Sommermonaten von April bis September
- nur, wenn der Himmel nicht bewölkt ist
- nur, wenn die Sonne in einem Winkel von mindestens 45 Grad über der Erde steht (sprich: wenn dein Schatten kleiner ist als du selbst)
- ausschließlich, wenn du keinen Sonnenschutz in Form von Sonnencreme trägst
- in erster Linie dann, wenn die Sonne am höchsten steht, dann ist der UVB-Strahlungsbetrag maximal
- in der Wohnung nur bei geöffnetem Fenster, Fensterglas lässt keine UVB-Strahlung durch
- wenn du eine große Hautfläche besonnst, Gesicht und Arme reichen nicht aus
- wenn du maßvoll bist: Die ersten Minuten des Sonnenbads sind am effektivsten. Später zerstört die UV-Strahlung wieder einen Teil des Vitamin D. Das heißt: Spätestens nach 20 Minuten kannst du Sonnenschutz auftragen.
Wie es mir ein Jahr später geht, wie mein Vitamin-D-Spiegel 2019 aussieht und was mein Therapieansatz gebracht hat, kannst du hier nachlesen.
Source: https://www.schuerzentraegerin.de/leben-mit-vitamin-d-mangel/
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